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Cassa
#1
[center]WILLKOMMEN IN
ODI ET AMO


NAME: Cassa

LEBENSALTER: 26

WOHNSITZ: Zur Zeit besitzt sie keinen Wohnsitz. Aufgewachsen ist sie in einer Siedlung der Markomannen, versklavt wurde sie nach Capua. Momentan befindet sie sich auf der Flucht und hat schon Fuß auf Gallien gesetzt.

RANG: Frei

BESCHÄFTIGUNG/GEWERBE: Als entflohene Sklavin besitzt sie eine solche nicht. Früher einmal hatte sie auf einem Hof gearbeitet. Feldarbeit gehörte zu ihrem täglich Brot.



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FAMILIE Ob ihre Familie noch lebt, weiß sie nicht. Ihre Geschwister, bis auf einen einzigen Bruder, waren versklavt worden. Die Eltern vor ihren eigenen Augen hingerichtet. Sie vermutet, dass niemand mehr unter den Lebenden weilt. Von ihren Geschwistern wurde sie am Sklavenmarkt getrennt und ihr Geliebter ließ sein Leben, um sie zu schützen.

Herrada (21) und Irene (27):
Herrada ist die jüngste Schwester und doch hatte sie das meiste Temperament. Schon früh wusste sie, Irene und Cassa zu ärgern, sie gegeneinander auszuspielen und ihre Wünsche zu erfüllen. Das sorgte nur dafür, dass sich Irene und Cassa zusammenschlossen um Herrada immer wieder einmal einen Strich durch die Rechnung zu machen - da konnte sie auch noch so traurige Augen vor dem einzigen Bruder machen.
Irene war das genaue Gegenteil. Realistisch, Bodennahe, sorgte sie als älteste ihrer Generation für ihre Geschwister. Sie lernte früh weben und war äußerst geschickt darin. Ihre unumstrittene Weiblichkeit, ihre tadelloses Auftreten ließ so manchen Herrenblick an ihr hängen. Sie wollte, wie Cassa, nur eines: für eine anständige Familie sorgen. Und das konnte sie auch bald. Mit einem Ehemann und einem sehr jungen Sohn hatte sie die Zukunft vor sich. Bis zur römischen Invasion, bei der sie Ehemann und Sohn hatte sterben sehen müssen.
Cassa verband eine tiefe Liebe zu ihren Schwestern. Sie halfen einander, neckten sich gegenseitig, stritten und lachten ungeniert. Der Verlust sitzt tief.

Adalgar (30): Neben dem Vater der einzige Mann im Hause, hatte er schon früh das Bedürfnis, sich zu beweisen. Er wollte Krieger werden - das öde Bauernleben kotzte sich an. So trainierte er jeden Tag für seinen Traum. Dennoch musste er die Felde pflügen und sich um das Tier kümmern. Seiner Meinung nach stärkte ihn das jedoch nur.
Er hasste seine Schwestern, die sich immer wieder gegen ihn verschworen, wusste aber, dass er sie im tiefsten Inneren trotzdem gerne hatte. Schließlich kümmerte er sich auch um sie. Sorgte dafür, dass nicht jeder Junge ihnen nachstellte und unterzog diesen - ohne dem Wissen der weiblichen Beteiligten - eine genaue Prüfung. Cassa weiß bis heute nicht, dass sie es ihrem Bruder zu verdanken hat, dass Erik sich überhaupt getraut hatte, sich ihr zu nähern.
Beim römischen Überfall hatte er als einziger begriffen, dass ein Kampf keinen Zweck hat - sie waren verloren. Er hatte noch versucht, seine Mutter mit zu zerren, doch diese schickte ihn fort und beschützte ihn wortwörtlich mit ihrem eigenen Leben.

Erik (29): Er war ihre erste und bis jetzt einzige Liebe. Er war schon 19 Jahre alt gewesen, als er sich getraut hatte, sich ihr zu nähern. Seine Schüchternheit hatte sie angezogen. Wenige zwei Jahre konnten sie ihre Zweisamkeit genießen, hatten sich gar vermählt. Das Leben war schön mit wenigen Ausflüchten in die Wildnis. Doch die Liebe hatte keine wahre Möglichkeit zu gedeihen. Zu früh waren die Römer ins Dorf gezogen und hatten nur noch Staub und Asche zurückgelassen. Erik, der sein Leben später in den Minen fristete, ließ sein Leben um Cassa die Flucht zu ermöglichen. Sie schuldete ihm und wusste zugleich, dass sie diese Schuld nie begleichen können wird.


ERSCHEINUNGSBILD Manche würden sie als Schönheit bezeichnen. Sie selbst jedoch schon lange nicht mehr. Die Peitschenhiebe haben etliche Narben an dem früheren glatten Rücken zurückgelassen. Deswegen trägt sie die strohige blonde Mähne offen. Zumindest ein Teil lässt sich dadurch verdecken. Früher einmal gebrochen, lassen die Bestrafungen sie jedoch nur an die Grausamkeit der Römer erinnern und helfen ihr nun auf der Flucht. Ohne diese Erinnerung hätte sie schon längst aufgegeben. Lieber starb sie an Hunger, als am Kreuz.

Ihre Augen sind getrübt. Gerne stellt sie sich vor, wie sie sich früher an saftigen grünen Wiesen sattgesehen haben und die Iriden deshalb in dem tiefen Ton erstrahlen. Mittlerweile glaubt sie jedoch, dass das Grün ihr Verhängnis war. Wie oft hatte sie gehört, dass diese nur dazu einladen, ihre Brüste zu begrapschen? Wäre es nicht besser gewesen, an der Seite ihrer Mutter zu sterben?

Durch frühere harte Feldarbeit war ihr Körper einst gestählt gewesen. Mittlerweile, seit der Versklavung, hat sie davon einiges eingebüßt. Der ständige Hunger auf der Flucht lässt ihre Schlüsselbeine und ihre Rippen hervorstechen. Ihr Gesicht ist eingefallen und die Handgelenke zu dünn. Dass die mageren Beine sie überhaupt noch tragen, verwundert sie jeden Abend selbst.

Es fällt ihr schwer, an sich selbst hinunter zu schauen. Früher war sie einmal hübsch gewesen. Doch diese Zeit war vorbei. Die Kleidung ist zerschlissen und verdreckt. Die Römers Sandalen sind mittlerweile durchgelaufen. Deswegen trägt sie sie über die Schultern geschlagen um sie nur in Notfällen, bei steinigen Erhebungen, zu benutzen. Gerne würde sie wieder einmal sauberes Leinen an ihrer Haut spüren. Diesem Luxus kann sie sich jedoch nur in kühnsten Träumen vorstellen. Dann, wenn sie Motivation für den nächsten Tag braucht. Irgendwann würde das doch ein Ende haben?

Doch selbst wenn es so wäre, so war doch immer noch das Brandmal Zeichen ihrer Vergangenheit. Dieses konnte sie nicht weg löschen. Sie konnte es lediglich mit Stofffetzen verdecken. Aus diesem Grund war ihr linker Unterarm stets eingebunden. Sobald ein Wissender dieses Zeichen sähe, wäre es um ihr Leben geschehen.

PERSÖNLICHKEIT Früher hätte man sie als lebensfrohen Menschen eingestuft. Das Leben in Capua hat ihr jedoch zugesetzt. Einst Menschen liebend, fürchtet sie nun jeden menschlichen Kontakt. Sie kann zwischen Freund und Feind nicht mehr unterscheiden und wagt es auch nicht, diesen Versuch zu starten. Als Grundprinzip war einfach jeder ein Feind. Mit diesem kann man sich zwar kurz unterhalten, danach sollte man jedoch schleunigst das Weite suchen.

Konnte sie früher weite Wiesen genießen, meidet sie diese nun. Zu leicht war sie dort ein Opfer von möglichen Römern, Sklavenhändlern oder "Römerfreunde". Leider hatte sie zudem noch nie einen guten Orientierungssinn. Auf der Flucht war das keine große Hilfe. Gedanken an verlorene Freunde waren zudem ein weiteres Hindernis. Sie ließen sie auch in größter Erschöpfung nur schwer einschlafen. Zu groß ist die Furcht, das gleiche Schicksal wie sie zu erleiden.

Gepeinigt und gedemütigt unter römischer Herrschaft, wusste sie, dass die Flucht das einzige Gute in ihrem Leben seit langem war. Jeden Tag versuchte sie etwas "Positives" zu finden. Sei es ein roter Apfel, das Bad in einem wilden Bach, die Erde unter den nackten Füßen. Alles sprach für sich. Freiheit. Sie musste keinen Wein mehr servieren, musste sich nicht nackt vor dem Herren präsentieren um schließlich in einer unwilligen Einigkeit zu verschmelzen. Wurde nicht an den Pfahl gebunden. Nur die Nächte unter Tränen blieben. Die Narben der Peitschen ziehen und piksen und lassen sie weitergehen. Es war es nicht Wert, in Selbstmitleid zu versinken, verlorene Freunde blieben verloren. Sie konnte ihnen nur Gutes tun, ihnen nur Ehre verschaffen, in dem sie selbst am Leben blieb. So schwer wie es ihr auch fiel. Jeder Schritt tat weh und jede Nacht war gefährlich.

Dennoch muss sie einen gewissen Zynismus an sich selbst entdecken. Der Mond war kein Freund mehr - er spendete zu viel Licht. Sie redete mit ihm, verfluchte ihn. Die Schönheit der Natur kann sie nicht mehr genießen. Sie macht sich lächerlich darüber. Warum musste der Bach auch unbedingt in einem Wasserfall enden und konnte sie nicht gemächlich zu einer Quelle führen?

Mittlerweile erkennt sie sich selbst nicht wieder. Zerfressen vor Angst, glich sie einem Hasen bei der Flucht. Geradeaus war falsch. Sie musste östlich, dann westlich, dann in den Norden. Nur Süden blieb keine Wahl. Dennoch erkennt man in ihr eine gewisse Lebenskünstlerin. Sie hatte nie, wie ihr Bruder, gelernt in der Wildnis auszukommen. Die Not machte sie jedoch fast zu einer Meisterin. Ihr blieb schließlich keine Wahl. So sehr wie sich wünschte zu sterben, so sehr wollte sie auch am Leben bleiben. Der sture Lebenswille, der innige Wunsch ihre Freunde, ihre Familie mit ihrem Überleben zu ehren, ließ sie weitermachen. Es war aber nur eine Frage der Zeit, bis auch das nicht mehr ausreichte. Schon länger fragte sie sich, ob das Leben überhaupt noch wert war gelebt zu werden.


Stärken & Schwächen
Stärken:
- starker Wille
- Ehrgeiz
- Wendigkeit
- flexibel
- Überlebenskünstlerin

Schwächen
- Erinnerungen
- körperliche Stärke
- ihr eigener geschundener Körper
- Furcht
- Albträume
- Misstrauen

Vorlieben & Abneigungen
Vorlieben:
- reiten
- weite Wiesen
- Freiheit
- Tiere
- kalte Seen
- lachende Kinder

Abneigungen
- Römer
- willige Sklaven
- Unterwürfigkeit
- "Männergeprotze"
- Sex
- die Nacht
- Einsamkeit


LEBENSGESCHICHTE
Gut behütet aufgewachsen in Germanien, war ihr einziger Traum einmal selbst eine Familie zu gründen. Sie liebte ihre Geschwister, ihre Eltern, die Dorfbewohner und all das Getier, das sich dort herumschlich. Ein freudiges Kind, das zu oft zu Schabernack aufgetrieben war, das zu lebendig war, als das die Eltern sich nicht um sie gesorgt hätten. Eine Sorge, die fürchterlichen Grund haben wird. Doch das war nichts, was das kleine Dorf damals jemals erahnt hätte.
Sie war gut im Umgang mit Tieren. Hatte schon immer ein Händchen für Pferde und Hunde. Geduld war eine ihrer Stärken.

Mit 16 lernte sie den Jungen kennen, den sie als ihre einzige Liebe und zukünftigen Ehemann betrachtete. Es verging kein Jahr bis sie sich vermählten. Ihr Wunsch auf eine Familie schien zum Greifen nahe.
Doch alles ging den Bach runter, als die römischen Legionäre einfielen. Wie so oft hatte sie sich mit ihren Liebhaber hinausgeschlichen, hatten sich hinter der dritten Eiche am Dorfrand getroffen und waren ihren Gelüsten zerfallen. Nackt und verschwitzt, wie man war, hatten sie Hufe gehört. Die Alarmglocken in ihren Köpfen waren nicht mehr zu verstummen. Im wilden Eifer, das Dorf zu warnen, sie zur Flucht oder zum Kampf zu animieren, hatten die Liebenden im Sprint angespornt. Doch es war zu spät. Kaum im Dorf angekommen, kaum wenige Bewohner geweckt, waren die Soldaten schon in ihrer Mitte.

Nicht nur die Männer, auch die Frauen griffen zu Speeren, Äxten, Schwertern - alle Waffen, die sich in der Nähe befanden. Nicht nur zahlenmäßig, sondern auch in Disziplin und im Kampf, waren sie den Römern unterlegen. Großmütter und Großväter wurden niedergemetzelt. Väter und Mütter vor ihren eigenen Kindern den Lebenssaft geraubt. Zurück blieben die Jungen. Darunter Cassa, ihr Liebhaber und zwei ihrer Geschwister. Wo Adalgar abgeblieben war weiß sie bis heute noch nicht. Allerdings dankt sie den Göttern, das zumindest einer ihrer Lieben dem Gemetzel lebend entkommen und nicht zum Sklaven verdammt worden war. Sie war 17 Jahre alt als ihr die Fesseln der Sklaverei angelegt worden waren.

Der Weg nach Capua war lang. Gezwungen den Pferden hinterherzulaufen, zuschauen müssen, wie andere Dörfer überfallen wurden und das gleiche Schicksal erlitten, wie ihr eigenes, zerstörte ihr Weltbild. Trost fand sie keinen mehr. Erik war von ihr gezerrt geworden. Keine Berührungen. Kein Kuss. Lediglich die Schwestern blieben, um sich ein wenig Trost zu schenken. Sie hatten ein erbärmliches Leben. Sie waren nichts. Wenn einer von ihnen starb, sahen die Römer tatenlos zu und ließen ihn liegen. Die Grausamkeit der Legionäre war kaum in Worte zu fassen.

Als schlimmstes Erlebnis blieb bis heute die Auktion. Ausgestellt wie ein Tier blieb von Würde nichts mehr übrig. Es gab jedoch keinen Grund, sich zu wehren - es war sinnlos. Weit weg von der Heimat hatten weder ihre Geschwister, noch Erik, noch sie selbst Hoffnung auf Rettung. Zum ersten Mal durfte sie die Bürde ihrer Schönheit spüren. Man konnte sie nicht als Feldsklaven oder zur Arbeit in den Minen verdonnern - dafür war sie anscheinend doch zu schlecht, beziehungsweise sah man besseren Profit darin, sie als Haus- oder Lustsklaven zu verkaufen. Im Grunde genommen konnte sie hier von Glück reden. Entblößt von jeglicher Kleidung stand sie vor den forschenden Blicken der Fremden, musste sich betatschen lassen - die wenigen Tränen interessierten keinen. Ein Herr kaufte sie. Sie bat und flehte darum, dass man Erik und ihre Schwester mit kaufte, doch mit einem gezielten Schlag ins Gesicht wurde sie mundtot gemacht. Sie sah die anderen nie wieder. Erik wurde womöglich zu den Minen geschickt. Was aus Herrada oder Irene wurde, wusste sie nicht.

In ihrem zukünftigen Zuhause in Capua wurde sie über ihre Pflichten von einer anderen Sklavin zurechtgewiesen. Waschen, putzen, den Festen ihres Herren beiwohnen und für Essen und Trank zu sorgen. Der Dominus war eine wohlhabende Person, geerbt von seinem Vater hatte er seinen Reichtum durch geschicktes Handeln erweitert. Von den Berichten der anderen Sklaven lernte sie bald, dass sie mit ihrem Kauf noch Glück gehabt hatte. Es hätte sie weitaus Schlimmeres erwarten können. Sie betete jeden Abend zu den Göttern, dass es die anderen ebenso "gut" erwischt hatte. In den dunklen Stunden der Realität glaubte sie Erik jedoch in den Minen zu wissen und konnte nicht glauben, dass er diese überlebte. Vielleicht war ihm die Gunst der Götter ja auch hold und er hatte es in eine Gladiatorenschule geschafft. Diese Hoffnung war aber trügerisch und half ihr nur in seltenen Nächten zum Schlaf.

Morgens, beim Ankleiden der Domina, war sie deren forschenden Blicke ausgesetzt. Eines Nachts, sie lebte schon zwei Jahre in dem Haushalt, wurde sie aus ihrem Gemach geholt und in das Zimmer der Herren befördert. Ihr wurde befohlen sich auszuziehen. Bald darauf verließ die Domina ihr Schlafgemach und überließ die Sklavin den Gelüsten des Herren. Diese Nächte wiederholten sich oft. Sie lernte den Beischlaf zu verabscheuen. Seine haarige Brust kratzte an ihren empfindlichen Nippel. Seine wilden Finger schmerzten an ihren Genitalien. Sein Atem roch nach altem Wein und seine Zähne gruben sich harsch in ihre weiche Haut. Sie ließ es über sich ergehen in der Hoffnung, dass, wenn sie sich nur geschickt genug anstellte, ihr ein besseres Leben bevorstand. Vielleicht durfte sie dann auf angenehmere Kleidung hoffen, auf eine Stellung ähnlich der Personensklaven. Dieser Wunsch blieb ihr jedoch verwehrt. Sie blieb die Lustsklavin des Herren. Manchmal lieh er sie auch aus, um somit aus seinen Geschäften mehr Gold heraus zu handeln.

So fristete sie ihre Jahre. Irgendwann hatte sie sich an ihr neues Leben gewöhnt. Sie lernte, weniger Fehler zu machen. Trotz einer guten Stellung im Haus war sie schließlich doch nur eine Sache. Einmal den Wein verschüttet hieß es den Schlägen des Herren ausgeliefert zu sein. Niemals jedoch ins Gesicht - das war zu schön, als das man es ruinieren wollte. Doch mit 24 Jahren hatte sie schon gelernt, wie sie Strafen entging. Sie stellte sich geschickt an.
Gelagen verabscheute sie. Zu oft musste sie vor der versammelten Menschen tanzen, war den gierigen Blicken ausgesetzt und hörte, wie man über ihren Preis verhandelte. Doch sie stand nicht zum Verkauf. Sie fürchtete sich stets, einen Fehltritt zu machen und doch konnte sie den gravierendsten nicht verhindern.

Einmal mehr war es eine Verhandlung gewesen. Es ging um Schiffe und ihr Herr war nicht bereit so viel dafür zu zahlen. Sie wurde feil geboten, sollte ausgeliehen werden, um den Preis der Ware zu drücken. Der Verkäufer war eklig. Dick, betrunken und mit fettiger Haut. Er begaffte sie und willigte den Handel ein. Für ein Monat sollte sie ihm gehören. Noch in derselben Nacht sollte sie mit ihm das Bett teilen. Dieser Händler war jedoch das genaue Gegenteil von ihrem Dominus. Dieser hatte zumindest noch ein bisschen Anstand und behandelte sie nicht wie ein wertloses Objekt. Der Verkäufer erwartete nicht nur, dass sie seinen Gelüsten nachkam, er schlug sie, weil es ihn nur noch mehr anmachte. Mit aufgeschlagenen Lippen, mit roten Brüsten und mit Tränen im Gesicht sollte sie sich ihm mehrmals in der Nacht anbieten. Irgendwann konnte sie nicht mehr. Ihr Körper schmerzte. Sie ertrug die Demütigung kaum noch und griff harsch nach seinem Penis, als er ihr diesen wieder hineinrammen wollte. Eine Bewegung, die sie selbst erschrak. Was hatte sie nur getan? Hatte sie nicht gerade ihr Schicksal besiegelt? Das war ihr Tod! Sie wusste, dass sie hier nicht mehr lebend wegkommen würde. Den Herren verschmäht, den Verkäufer erzürnt, bettelte sie um Gnade. Doch diese wurde ihr nicht zu Teil. Schroff an den Haaren gepackt wurde sie zu ihrem Herren geführt. Dessen Wut war unbeschreiblich. Er ließ sie wegsperren.

Am Tag darauf wurde sie, noch immer nackt, nach draußen geführt und an einen Pfahl gebunden. Jede Bitte um Gnade, um Verzeihung, wurde ignoriert. Die Peitsche flog wild auf ihren Körper nieder. Sie glaubte, ihr Rücken müsste zerbersten. Irgendwann fiel sie in Ohnmacht. Später wachte sie in einem kleinen Kämmerchen im Keller der Villa auf. Man hatte ihre Wunden versorgt, doch sie wusste, dass sie nun jede Gunst des Herren verspielt hatte. Die nächsten Wochen verbrachte sie ohne Kontakt zu anderen Sklaven. Ihr wurde Essen gebracht, man ließ sie nicht sterben. Das gab ihr Grund zu hoffen, dass man sie doch noch behielte, dass man ihr verzieh. Vielleicht dachte der Dominus, dass diese Strafe ausreichte, dass sie nicht mehr brauchte. Als ihre Wunden jedoch verheilt waren, eröffnete der Herr, dass er sie an die Minen verkauft hatte. Noch am selbigen Tag wurde sie zusammen mit anderen Sklaven in einer Karre fortgebracht. Die tagelange Reise verbrachte sie in Angst. Angst um ihre Zukunft, Furcht vor der zukünftigen Arbeit, Bangen vor den Aufsehern, deren willkürliche Gewalt allen Sklaven bekannt war. Nie würde sie sich diesen Fehler verzeihen.

In den Mienen herrschte Hungersnot, Verzweiflung und Angst. Es gab keine Möglichkeit den Peitschenhieben der Aufseher zu entgehen. Sie waren ihrer Willkür ausgesetzt. Ein arbeitsunfähiger Sklave wurde getötet - er kostete Geld, ohne etwas dafür zu tun. Hoffnung und Götter gab es in diesem Höllenloch nicht mehr. Die meisten hatten sich mit ihrem frühzeitigen Tod abgefunden. Darunter auch Cassa. Tage vergingen, die sie nur noch als Hülle ihrer selbst lebte. Sie arbeitete, sie litt, sie fürchtete und arbeitete weiter. Sich zu lange auszuruhen wurde umgehend bestraft. Doch dann hörte sie eine bekannte Stimme. Sie konnte es nicht glauben, fiel unter Tränen Erik in die Arme, küsste sein Gesicht, seinen Hals, seinen Mund doch noch ehe sie ein Wort miteinander sprechen konnten, wurden sie gewaltsam voneinander getrennt. Diese Wiederbegegnung ließ einen kleinen Hoffnungsschimmer in ihr aufkeimen. Zumindest konnten sie ihre letzten Tage und den Tod gemeinsam verbringen. Wie hatte er nur so lange überleben können? Oder war er auch wie sie erst seit kurzem hier?

Sie hatten nicht viel Zeit miteinander zu reden, man musste schließlich weiterarbeiten. Des Abends konnten sie sich jedoch unterhalten. Irgendwann beschlossen sie, eine Flucht zu versuchen. Die Aufseher tranken viel – obwohl es ihnen verboten war. Wenn sie dabei umkommen sollten, so schworen sie sich, versuchten sie eher sich selbst das Leben zu nehmen, als hier elendig zu verrecken. Im Grunde genommen planten sie gar nicht lange, sondern beschlossen nach 8 Jahre langer Versklavung endlich auszubrechen. Sie warteten eine Nacht ab, an dem ein bekannter Trunkenbold die Aufsicht hatte. An diesem konnten sie sich auch tatsächlich vorbei schleichen, doch er war schlau genug Alarm zu schlagen. Gegen ihren Willen küsste sie Erik plötzlich zum Abschied um ein Ablenkungsmanöver zu starten. Sie rannte auf seinen Befehl hin davon, mit dem Wissen, dass sie ihren Ehemann nie wieder sehen würde. Dieser gab ihr Leben, um ihr die Flucht zu ermöglichen.

Wie lange sie den Sprint hatte fortsetzen müssen, kann sie sich bis heute nicht entsinnen. Eines wird sie jedoch nie vergessen: Zum Schluss brannten ihre Lungen, ihr Herz raste, ihre Beine waren schwer, doch sie zwang sich dazu, eine größere Strecke hinter sich zu legen. Die Nacht wurde zum Tag und diese wiederum zur Nacht. So ging es fort. Ohne Essen. Mit wenig Wasser und Glieder, deren Schwere sie sich noch nie bewusst gewesen war.
Irgendwann war sie vor Erschöpfung geschützt in einem Busch eingeschlafen.

Wie lange sie geschlafen hatte, wusste sie nicht. Feststand, dass sie danach sofort weiterging. Hunger zählte nicht mehr. Durst war irrelevant. Die Distanz zu den Minen war wichtig. Tage hatte sie ohne richtiges Essen gelebt - Beeren und anderes Obst waren das einzige, was sie stehlen hatte können. Sie wusste, dass das nicht ewig so weitergehen konnte, doch die Angst, doch noch eingeholt zu werden war einfach zu groß um sich zu überlegen, wie sie sich denn anders ernähren könnte. Jede Nacht sank sie vor Erschöpfung zusammen, nur um wenig später aufzuschrecken und weiterzugehen. Sie vertraute keinem Dorf- überall konnte es Sklavenhändler geben. Wie sehr sie doch den Göttern dankte, dass die Römer sie nie eingeholt hatten.

Die Schlafplätze suchte sie mit Sorgfalt aus. Flüsse oder Seen waren angemessen. Ohne Waffen zu jagen schien unmöglich. Einen Fisch zu fangen lag aber durchaus in ihren Fähigkeiten. Dennoch reichten die gelegentlichen Mahlzeiten nicht, um sie fit zu halten. Jeder Tag zehrte an ihren Nerven, an ihren Muskeln, an ihrem Lebenswillen. Der alleinige Wunsch "soweit weg wie möglich" hielt sie am Leben. Wenn sie schon sterben sollte, so zumindest nicht in Gefangenschaft, so zumindest nicht elendig am Kreuz!

Wälder waren ihre Freunde. Hier fühlte sie sich sicher. Bald schon war sie geschickt genug, mit Schlingen und Steinen kleines Getier - sei es auch nur ein unvorsichtiger, alter und hinkender Hase - zu fangen. Not machte zum Meister. Sie hatte keine Ahnung, wie man sich in der Wildnis zurechtfand. Dennoch hatte sie einen Weg gefunden nicht zu verhungern, zu verdursten oder gar eingefangen zu werden. Ihren Körper sah man den Nahrungsmangel trotzdem sehr an.

Mittlerweile konnte sie nicht mehr die Tage zählen, die sie auf Flucht war. Doch irgendwann, so dachte sie, musste sie doch dem römischen Gebiet entkommen sein. Ab und an hörte sie lachende, spielende Kinder und gab sich dem Gedanken von "Sicherheit" hin. Dennoch war sie ständig auf der Hut. Sie mied Menschen, mied Siedlungen und kleine Dörfer. So sehr wie sie das Lachen eines Kindes begrüßte, so sehr erschreckte sie es auch. Gerne hätte sie einmal um Essen gebeten, ein richtiges Mahl, doch sie traute sich nicht. Sie konnte die Strecke zwischen den Minen und "irgendwo" nicht abschätzen. Vielleicht würde sie irgendwann das "große Wasser" sehen, von dem ein altbekannter Händler ihr als Kind stets erzählt hatte.

Einsamkeit und Angst tun einem Menschen nicht gut. Obwohl sie sich vor anderen Personen fern hielt, konnte sie ein Zusammentreffen mit diesen doch nicht immer vermeiden. Sie ließ es bei einem kurzen Gruß und bevor ihr irgendjemand Fragen stellen konnte, war sie dann schon wieder weg. Sie hatte keine Erklärung für ihr Aussehen und die Gefahr, dass die Fremden Freunde Roms waren, war einfach zu groß.

Auch wenn sie nicht wusste, wo sie sich befand, so war sie sich sicher, dass sie ihre Heimat schon längst hinter sich gelassen hatte. Ihre Reise nach Capua war um einiges kürzer gewesen, als es ihre Flucht bis jetzt war. Sie gab sich nicht dem Irrsinn hin, nach Hause zu finden. Nie war sie aus ihrer Sippschaft ausgebrochen. Wie sollte sie also wissen, wohin sie musste? Außerdem war doch dort wahrscheinlich eh nichts mehr übrig. Sie folgte den Sternen Richtung Norden und wartete, bis ihr Weg endlich ein Ende finden würde.

Momentan irrte sie in den Wäldern umher, legte längere Strecken zurück als sie jemals dachte im Stande zu sein und ruhte sich nur dann aus, wenn eine Höhle oder ein dichtes Gestrüpp in der Nähe war. Sie hat keine Ahnung, wohin es sie trieb. Sofern es nördlicher und westlicher von Capua war, war alles in Ordnung. Die Einsamkeit zerfraß sie, die Panik schnürte ihr die Kehle zu und noch lange war sie nicht in der Lage sich einen Moment der Ruhe zu gönnen.

Gedanken an die zurückgelassenen Schwestern lähmten sie. Sie vermisste Erik und sein Verlust schmerzte. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie auf sich alleine gestellt.

Die Tage verstrichen und die ständige Angst und der ununterbrochene Hunger zerrte an ihrem Körper und Seele zugleich. Seit Monaten war sie auf der Flucht – war gar schon ein Jahr vergangen? Sie wusste nicht, wie lange sie noch so weiter machen konnte. Gleichzeitig fiel es ihr schwer, es überhaupt noch zu wollen. Was sollte sie denn alleine? Konnte sie jemals wieder ein normales Leben führen? War die Flucht, auch wenn es das Beste in ihrem Leben seit langem war, überhaupt noch lebenswert? Sie ertappte sich dabei, zu lange im Wasser eines Sees zu stehen und mit dem Gedanken zu spielen, in diesem einfach zu verschwinden. Hatte sie überhaupt noch Angst vor dem Tod? War es nicht besser, einfach aufzugeben? Noch war es jedoch nicht soweit, noch schaffte sie es, Reserven aufzugreifen. Doch wie lange mochte das noch anhalten?


Kurzbeschreibung des Charakters für unsere Wer-ist-was- Liste
Als entflohene Sklavin treibt sie rein die Angst weiter. Sie weiß nicht, warum sie noch am Leben ist, ist aber auch noch nicht bereit, dieses aufzugeben. Andere Menschen sieht sie von Grund aus als Feinde an. Vertrauen bringt nur Tod.

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VERWALTUNG
Ellen Hollman

Über 18?
Ja

Regeln gelesen?
Ja

Charübernahme?
Nein

Weitere Charaktere?
Nein

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