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Caius Cilnius Maecenas - Druckversion

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Caius Cilnius Maecenas - Caius Cilnius Maecenas - 04.02.2014

[center][Bild: Maecart1etruskischKopie.jpg]

[Bild: Maecart2etruskischKopie.jpg][/center]

[center][Bild: Unbenannt-1.png][/center]

[center]*14.04.70 v. Chr./27 Jahre/Geburtsort: Arretium[/center]


Domicilium
Villa auf dem Esquilin



Gradus
Etruskischer Adel, römischer Ritterstand, Geldadel



OfficiumAngehender politischer Berater, ohne Ambitionen auf einen öffentlichen Posten | Eigentümer reicher Besitzungen, wie Landwirtschaft, Bergwerke und Produktionsstätten | Schöngeist



Familie



Dann will ich einmal das Wagnis eingehen, die Herkunft meiner Familie und meiner selbst zu erläutern. Meine Familie ist sowohl väterlicher-, als auch mütterlicherseits etrusktischen Ursprungs.

Maecenaten


[center]Caius Vibius Maecenas (verstorben)
Vibia Menvra – einzige noch lebende Großmutter

Caius Vibius Maecenas (Onkel)
Lucius Vibius Maecenas Menodorus - Vater
Vibia Maecena (Tante)[/center]


Sie stammen aus dem Stadtstaat "Aritim"(Arrtium), welchen dieses Geschlecht beherrschte. Einst aus dieser Stadt vertrieben, gelang es ihnen, unter der Hilfe der Römer zurück zu kehren und den alten Platz wieder einzunehmen. Doch das ist lange her. Heutzutage adelt vor allem eines:

Beträchtlicher Landbesitz in dieser Gegend, Werkstätten, welche die charakteristischen Tonwaren herstellen und vortreffliche Keltereien, welche berühmt sind für ihre lieblichen Weine der ureigenen Hänge und Handelsbeziehungen.


Cilnier


[center]Caius Cilnius Manilus (verstorben)
Cilnia Sentia (verstorben)

Cilnia Vivienna Mutter- (verstorben)[/center]

Schon lange mit den Römern verbunden, brachte dieser Familienzweig einige Priester hervor, die es verstanden den Flug der Vögel und in den Eingeweiden der Opfertiere zu lesen. Dadurch reichte ihr Einfluss weit.

Cilnia Vivienna heiratete Lucius Vibius Maecenas Menodorus, welcher später durch den wachsenden Einfluss zum „rex sanctorum“ aufsteigen sollte und lange Zeit eine „graue Eminenz“ hinter Iulius Caesar war. Darüber hinaus vermehrte sich das Familienvermögen beträchtlich, sollten doch Marmorsteinbrüche und Landbesitz bei Tivoli hinzu kommen. Diese Verbindung war also kein Produkt der Liebe, sondern des Abwägens und der Nützlichkeit und das die Familie bis zum heutigen Tage erhalten und ihren Reichtum gewahrt hat.

Weitere Personen, die zur "Familie" gezählt werden:

Lucius Maecenianus Segestes
Leiblicher Sohn des Menodorus mit einer Freigelassenen, der später adoptiert wurde.

Meander
Einer der treusten Sklaven und (Milch-) Bruder.


Aussehen



Stimmen von Freunden, Bekannten und Bediensteten:


„Maecenas. Ich scherze gern, dass er mir so wertvoll ist, wie ein Beryll, mit einem Herz aus Karneol, wachsamen Tigeraugen und einer Persönlichkeit, schillernd wie ein Diamant. Sicherlich, ich spaße und greife damit lediglich jene Dinge auf, an denen Maecenas neben anderem schmückenden Zierrat hängt. Er wäre wohl einer der wenigen Männer, die ihren guten, römischen Schild lieber gegen eine noch bessere Brosche eintauschen würden. In dieser Hinsicht hat er wohl eine weibische Attitüde, jedoch ist er dessen ungeachtet doch nur ein Mann und wahrer Freund.“
Caius Iulius Octavius(Freund)


„Was soll ich dir berichten, lieber Atticus? Du wirst in ihm einen jungen, zurückhaltenden Mann edlen, hochmütigen Geblüts entdecken, der sich standesgemäß kleidet, jedoch die Vielfältigkeit der Färberkunst an Stoffen zur Schau trägt. Nur selten wirst du ihn in einer weißen, schlichten Toga vorfinden, sondern in dem Konglomerat der reinen Kunst. Es ist verwunderlich, dass er es schafft, dabei nicht auszusehen wie ein Pfau, der bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Feder aufstellt, nur um zu zeigen welche natürliche Pracht ihm bei der Geburt geschenkt wurde.“
Marcus Tullius Cicero


„Ich soll meinen Herrn beschreiben? Er ist ein kleines Stück größer als ich. Eine Handbreit vielleicht. Ich bin einen Meter und siebzig Zentimeter groß. Schwer zu sagen, ich müsste es schätzen. Ich kann auch nicht sagen, ob mein Herr nun hübsch oder hässlich ist. Ich finde ihn interessant, vielleicht durch seine markantere Nase und das schmale Gesicht sogar sehr ansehnlich. Er hat dunkle Augen und dunkle Haare, die er sich des öfteren schneiden lassen muss, weil sie wohl schnell wachsen. Lustig ist, dass er sich sogar die Haare vom Körper zupfen lässt. Eine Tortur, der er sich eben so widerwillig wie freiwillig hingibt. Er ist auch ein Mensch, der für sein Leben gerne badetet und schonende "Gymnastik" praktiziert um den eigenen Leib ansehnlich zu erhalten, doch dafür sind die Römer ja berühmt. So findet man wohldosierte Muskeln, die zwar auf Formung, aber keineswegs auf die Gestähltheit durch die Kampfkunst hinweisen. Er isst auch viel zu wenig dafür. Neben einem erprobten Legionär würde er wohl körperlich unterlegen erscheinen, es sogar sein, doch stört ihn dieser Umstand ihn nicht, da er sowieso der Ansicht ist, dass die Schönheit vor Grobheit und die Kunst eines Bildnisses noch vor der Kunst des Schwertes steht. Er würde jetzt sagen, dass er gar kein Römer ist, sondern ein Etrusker. Sie (die Familie) meinen alle, das würde man sehen. Etrusker wären einfach anders, doch da kann ich nicht mitreden, denn sie erscheinen mir doch sehr römisch.“
Chion (Ein Leibsklave)


„Sicher, Maecenas war bei der militärischen Ausbildung, doch hatte er selbst dort stets ein gemütliches Zelt in der Nähe des Befehlshabers und eine Liege, von der aus es sich trefflich disputieren und Gedichte schreiben ließ. Stell dir vor, als ich ihn zum ersten Mal auf dem Marsfeld bei den Übungen sah, ich glaube wir waren dreizehn oder vierzehn Jahre alt, erschein er mit zwei Sklaven und reitend auf einem kleinen Pferd, das genauso herausgeputzt aussah wie er selbst. Du kannst dir unsere Blicke vorstellen? Kein Wunder, bei dem Bild das sich uns bot. Er war dann aber doch überraschend zäh und hat schnell gemerkt, dass der Staub des Bodens zu einem echten Kämpfer gehört, auch wenn er es hasste zu ringen, zu laufen und blaue Flecke durch Übungsschwerter zu bekommen. Wo andere nach Erprobung der eigenen Stärke verlangten, verlangte er hinter vorgehaltener Hand nach einen Diwan. Er war durch seine Art mit großem Abstand der weibischste unter uns, und kein Mann des Schweißes, eher der Taktik. Letztere allerdings schätzte ein jeder, denn ich muss zugeben: Er ist ein herausragender, aber rücksichtsloser Taktiker, weshalb er trotz seines Habitus selten geschmäht wurde. Bestimmt ist seine Auffassung eher dahingehend, dass Schweiß doch zu einer lustvollen Angelegenheit werden kann, solange er nur in einer Badeanstalt, bei einem anspornenden Ballspiel oder bei noch weicheren Angelegenheiten in der Tiefe der Liegekissen vergossen wird. Verzeih meine abfälligen Worte, mein Freund, und lass mich noch etwas über meinen alten Bekannten Maecenas sagen: Sei auf der Hut! So wie deine Augen ihn schauen, so schauen die seinen dich! Lass dich nicht von ihrem warmen Braunton täuschen, denn sei gewiss, dass sie es vermögen durch dich hindurch zu sehen, dich in der Gänze deiner Gedanken zu erfassen und funkelnd eine jede deiner Unsicherheiten wahrzunehmen. In dieser Angelegenheit ähnelte er wohl zu sehr seinem Vater.“
Marcus Furianus Balbo (Bekannter aus Jugendtagen)


"Wie tritt er jemandem gegenüber? Bedacht und abschätzend wohl eher. Er erobert keinen Raum, er unterwandet ihn! In der Tat wird man erkennen, dass man einen reichen Mann vor sich stehen hat, doch liegt die einzige Betonung dieses Reichtums darin, dass er ihn zeigt und schätzt. Reden jedoch, tut er niemals darüber. Im Grunde ist er humorvoller Mensch, dessen Augen ein recht interessantes Blitzen zeigen, wenn sie etwas für sich entdecken. Mag es es etwas Ansprechendes sein, wie Schönheit, ein geistreiches Wort, ein wohl geführter Scherz oder etwas Lehrreiches, was ihn bereichern könnte. Sind sie nur intelligent verpackt, treffen auch verbale Derbheiten nicht auf sein Missfallen. Man hat einen aufmerksamen Zuhörer in ihm, Zuschauer, sollte es sich um ein Theaterstück handeln. Er ist eher ein ruhiger Mann, dessen Verhalten dazu beiträgt, dass man vergisst, wie jung er doch noch ist, dem man nichts Hektisches zutrauen würde oder gar Überstürztes. Viele sagen, es sei seine Bequemlichkeit, doch ich denke, es ist mitunter eine aufgezwungene Ruhe und Würde, die er sich selbst auferlegt oder sich aneignen musste. Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Seine Familie steht für Würde und diese hat er übernommen und lässt sie erst los, wenn er mit sich allein ist."
Publius Secundus (Schauspieler)


Charakter



Stimmen von Freunden, Bekannten und Bediensteten:


"Er vereint die Freundlichkeit und den Edelmut eines Gönners mit der Verschlagenheit einer Schlange. Tatsächlich kommt sie heraus gekrochen, wenn sie Vorteile wittert. Wer kann sich also sicher sein, dass er Maecenas wirklich für sich gewonnen hat? Am Ende hat er einen selbst eingewickelt und setzt alles daran auch noch das Letzte aus einem herauszupressen. Eine Natter, deren Schuppenglanz vielleicht doch auch fasziniert."
Quintus Faianus (Händler)


"Mein Patron? Ich würde bei meinen Worten gerne vorsichtig sein! Er ist ein Mann, den ich persönlich selten laut erlebt habe. Wütend sehr wohl, ungehalten und auf Rache sinnend, aber nicht wirklich laut. Er frönt einer subtilen Art von Zurückhaltung im Umgang mit anderen, als würde er sie nur beobachten und einschätzen lernen wollen. Gerne stellt er auch Fragen, mit denen sein Gegenüber vielleicht nicht rechnet. Sogar seinen Sklaven, jene, welche ihn täglich umgeben gönnt er das ein oder andere Wort, mehrere, wenn er sie denn überhaupt seines Interesses als würdig erachtet. Diese Würde ist jedoch etwas, was man nur schwer erreicht, zumal er doch sehr launisch mit seiner Gunst sein kann. Strafend bisweilen, wenn ihm etwas missfällt. Oh, er kann nachtragend sein und man übertreibt es besser nicht.
Wer jedoch über Verstand verfügt, der hat in ihm einen guten Menschen gefunden, doch genauso verachtet er die Dummheit des manipulierbaren "Pöbels". Dabei manipuliert er selbst, als wären Menschen ein Instrument, das je nach Bedarf den gewünschten Ton hervorbringen kann.
Amaryllion (Freigelassener)


"Er war als Kind schon altklug und ein arroganter Besserwisser, der trotz seiner jungen Jahre verdammt schlau daher geredet hat. Jetzt er wohl inzwischen gelernt, die Zunge ein wenig mehr zu hüten und seine Art nicht so deutlich auf der Oberfläche zu tragen. Tja, clever war er wohl schon immer und alle waren so verdammt stolz auf dieses kräftige Kerlchen, das so früh angefangen hat zu sprechen. Nur hörte es irgendwie nicht mehr auf. Vater hätte ihn noch öfters verprügeln sollen, obwohl er sich ja schon die größte Mühe gegeben hat, wenn er denn mal da war. Er hat mich bei jeder Gelegenheit spüren lassen, dass ich ihm nichts wert war und er mich am liebsten außerhalb des Hauses gesehen hätte. Warum ich so über meinen 'Bruder' rede? Ganz einfach: Er hasst mich wegen meines Standes und dem meinem Mutter und weil Vater mich nie mit einer Rute zu sinnvollen Beschäftigungen antreiben musste, und ich hasse ihn wegen seinem Hochmut und seinem elenden Stolz."
Lucius Maecenianus Segestes (Halbbruder)


"Maecenas, der Frosch? Soll ich lachen? Er ist ein verwöhntes, aufgeblasenes Frettchen, des sich in einer beschissenen Sänfte umher tragen lässt, anstatt wie ein Kerl die Beine zu bemühen! Für jeden Tag hat er eine andere! Hat in seinem Leben noch nichts geleistet. Ich habe ihn gesehen, während der Kampfausbildung. Viel eher habe ich doch selten gesehen, obwohl er dort war. Wie eine Ratte, die nur aus dem Loch gekrochen kam, wenn der größte Sturm vorbei war. Gut. Er kann ringen, wenn er will. Reiten, wenn er denn will, doch ein Schwert führen? Wir könnten das Imperium begraben, würde es von diesem Weichling verteidigt! Ich habe mir sagen lassen, dass er noch immer am Rockzipfel seiner Großmutter hängt, die alles versucht, um ihn in die Gesellschaft zu pressen, damit er ein weiser Mann wird, wie sein Vater. Schlau schwafeln und Poesie ausscheiden kann er schon, das muss man ihm lassen. Sein Großvater! Der war ein Soldat wie aus dem Bilderbuch. Maecenas ist eher ein Bild für die Götter. Bacchus oder Pan, oder wen man auch immer herbei zitiert, wenn es darum geht bei Banketten zu verschleiern, dass man es am liebsten mit einem jeden hübschen Gesicht treiben würde und großartige Worte findet, um sich teure Huren anzuschaffen und sie aufwändig zu verführen, anstatt sie herzukriegen und ihnen mal ordentlich zu zeigen, wo es lang geht."
Titus Meridus (Legionär)


„Maecenas wirkte während unser Ausbildung bei Hortensius immer so, als wäre er unter einer steten inneren Anspannung. Dabei war Hortensius niemand, der seine Schüler verprügelte. Vielleicht lag es an den Ansprüchen seiner Familie, oder aber seinen eigenen. Ich denke auch nicht, dass es daran lag. Maecenas war schon immer ein wenig unruhig und hatte seine Aufmerksamkeit überall dort, wo kein anderer sie hatte. Vielleicht ein Grund, weshalb er mehr wahrzunehmen vermochte als die anderen und sie mit einem scharfen Verstand mit dem Geschehen kombinieren konnte. Er war immer so wachsam, auch wenn er bisweilen recht müde. Er kann es verstecken, sehr gut sogar und wer ihn nicht konnte könnte meinen, er hätte einen seelenruhigen Taktiker vor sich, der sich mit Bedacht seine Worte wählt und fast alles mit friedlicher Gelassenheit durchschaut, was ihm selbst an Winkelzügen entgegen tritt. Richtig ruhig und entspannt war er eigentlich nur, wenn es darum ging etwas zu genießen. Tja. Vielleicht ist er wie eine Katze: Angespannt abwartend vor dem Mauseloch, genüsslich räkelnd auf warmen Laken.“
Appius Vidius Cinna(Schulfreund)


"Ich kenne ihn seit meiner Geburt und kaum etwas an seinem Wesen ist mir fremd. Ich habe es mitangesehen, wie er aber auch kindlich nach Wissen verlangte. Er liebte Geschichten und Gedichte und war ein aufmerksamer, intelligenter Junge. Der beste Freund meines Sohnes. So sehr wie man ihn verwöhnte, denn anders konnte man das, was die Herrin Menrva tat nicht bezeichnen, so sehr forderte man auch das edle Wesen der Zurückhaltung von ihm und eine Disziplin, die seiner Art so wenig entsprach, wie eine Feder, die plötzlich unter Hammer und Amboß geschmiedet werden sollte. Maecenas ist ein unruhiger Mensch, zweier Welten, der diese Unruhe nach innen kehrt, nur seine Hände, die müssen immer beschäftigt sein als einziges Ventil unter einer Vielzahl von Gedanken. Hochmütig, das war er wohl, aber auch feinfühlig, als wäre dieser Hochmut nur ein Schutz. Vor Ansprüchen vielleicht oder sich selbst. Je mehr diese drückten, desto mehr flüchtete er. In erbauliche Dinge, oder aber in den Genuss, doch nur selten in den offenen Widerstand. Manchmal tat es weh, ihm dabei zu zu sehen, wie er hin und hergerissen versuchte, allem gerecht zu werden. Ich habe mich erschrocken, als ich ihn wiedergesehen habe, nachdem er Arretium verlassen hatte. Er war plötzlich ein Mann der es noch weit bringen kann, aber auch ein Mann, der sich selbst bereits erlegen ist und seine eigene Gerechtigkeit sucht."
Helena (Amme)


"Er ist ein launischer Mensch, doch auch ein wirklicher Freund, der es wohl nicht immer leicht hatte. Ich kenne ihn seit meiner Geburt und mir auch die scherzhafte Leichte seiner Person vertraut. Mir war er immer wie ein guter Bruder und dasselbe bin ich für ihn. Er hat einen großen Hang zu den Genüssen und einer Leidenschaft, die mich oftmals schmunzeln und mit den Augen rollen lässt. Er sucht das Vergessen in den Armen von Schönheiten, ohne das sie ihn jedoch jemand berühren könnten. Nähe? Die fehlt ihm sehr wohl und oft ist es ironisches, gar mitunter sarkastisches Gedankengut, was an dessen Stelle tritt. Nichts scheint gut genug, nichts kann wirklich zur Gänze zu ihm vordringen. Stattdessen ergeht er sich in der Ausgestaltung seines Lebens und seines Besitzes. Wer ihn gut kennt, weiß von den Nuancen, in denen er sich zeigt, darlegt, dass auch er von vielem berührt ist. Er kämpft mit sich. Als wäre er hin und her gezogen zwischen Beherrschtheit und dem Verlangen, sich etwas ohne dieses hinzugeben. Darüber verliert er sich bisweilen im Rausch und ich schütze ihn vor dem harten Boden, wenn diese Schwingen nachlassen.
Meander (Bruder)


Aus eigener Feder

Der große Philosoph Epikur sagte, man solle Schmerz vermeiden. Meiner Meinung nach, eine Unmöglichkeit. Immer schmerzt es irgendwo. Am besten man verliebt sich, buhlt nicht um einen Menschen. Ein Grund, weshalb ich mich lieber der Philosophie und der Schönheit verschrieben habe. Ich bin ein leidenschaftlicher Mensch und gewiss nicht ohne Gefühl. Letzteres bringe ich nur wenigen entgegen, denn das Leben hat mich gelehrt, dass diese Handlungsweise wohl am besten vor Enttäuschungen schützt und eben vor Schmerz.
Epikur war es auch, der behauptete, die Götter gäbe es nicht. Zumindest, würden sie niemals in die Welt eingreifen. Sie schweben zwischen den Dingen, zwischen dieser und jener Welt und scheren sich nicht um die Belange derer, die sie geschaffen haben. Manchmal komme ich mir ebenso schwebend vor. Irgendwo zwischen hier und dort.
Ich fülle meinen Geist gerne mit Wissen, verliere mich in vielen Dingen, doch ich finde immer zurück. Weil ich es muss. Alltag ist ungnädig und bisweilen ein lästiges Gut, das zwar auch der Tiefe der Gedanken bedarf, doch schert es mich wohl genauso wenig wie die Götter, was mein Gegenüber empfindet. Ich kann nur sagen, was in mir selbst ist und das ist mitunter erschreckend. Ich verzeihe nie, bin launisch und rücksichtslos. Er stört mich nicht, wenn andere leiden, Hauptsache ich tue es nicht. Im Laufe der Zeit bin ich mir selbst zu wichtig geworden, als dass ich das zulassen würde.
Ich bin Egoist, das ist wohl wahr. Doch ist das jeder andere, tief im Inneren, nicht ebenso?



Stärken & Schwächen


  • +
    Überlegter Taktiker
    Diplomatisches Geschick
    Gesundes Misstrauen
    Beherrschte Affekte
    Gute Beobachtungsgabe
    Manipulation/mitunter Verschlagenheit
    Zurückhaltung in Gesellschaft
    Anerkennung und Würdigung von Leistungen
    Hervorragende Allgemeinbildung
    Fließendes Griechisch und Etruskisch
    Geldmittel und Gespür für Investitionen
  • -
    Egoismus und Eitelkeit
    Hochmut und Sarkasmus
    Genusssucht und Luxusliebe
    Kein guter Kämpfer
    Nachtragend
    Innere Zerrissenheit und Unruhe
    Rauschmittel
    Rücksichtslosigkeit gegenüber Fremdinteressen


Vorlieben & Abneigungen



  • +
    Rom
    Bequemlichkeit
    Theater und gute musische Darbietungen
    Gute Bildung bei anderen
    Verfassen und Hören von Lyrik
    Delikate, erlesene Speisen
    Sinnliche Anregungen in jedweder Form
    Luxussklaven, insbesondere Shahin
    Einfluss zu besitzen
    Gute Gespräche mit Freunden und Gesellschaft
    Gärten und Entspannung

  • -
    Rom
    Alles Niedere und Gewöhnliche
    Grobe Geistlosigkeit und "Pöbel"
    Hässliche Gerüche
    Derbe Unbequemlichkeit
    Sinnlose Debatten
    Grobe Widersetzlichkeiten
    Geschmacklose Reden
    Dummheit und Einfalt
    Lucius Maecenianus Segestes



Lebenslauf




70 v. Chr

Ich wurde in Arrtium geboren. Etrusker nennen diesen Ort „Arrtim“. Es ist ein ehemaliger Stadtstaat, der von meine Familie regiert wurde. Sie waren einst Könige, doch ist diese Zeit lange vorbei. Meine Mutter Vivienna war ein kränkliche, unscheinbare Frau, die sich niemals in der Familie hatte durchsetzen können. Sie lebe im Schatten meine Großmutter Menvra und von ihr wurde sie auch regiert. Lange lag sie nach meiner Geburt danieder und wie es sich wohl gehörte, gab man mich in die Arme einer Amme, nachdem mein Vater Menodorus seinen einzigen legitimen Erben anerkannte. Allein für diesen Moment wurde die Ehe geschlossen, denn es gab keine Liebe zwischen meinem Vater und meiner Mutter. Sie hatte einem Zweck gedient, tat es in der Folgezeit auch weiter, nachdem sich meine Mutter erholt hatte.
Meander, der Sohn der Helena wurde zu meinem Bruder. Mehr als es der fünf Jahre ältere Segestes war. Ebenfalls ein leiblicher und anerkannter Sohn meines Vaters. Auch dieser war der Sohn einer Sklavin, die auf Drängen meiner Großmutter freigelassen und fortgeschickt wurde, zugunsten ihrer Tochter. Menodorus hat diese Frau mehr geliebt als meine Mutter und dieser allein würde der Nachwuchs gebühren. Mein Vater hatte viele Söhne, denn er hatte viele Sklavinnen gehabt, auch Helena. Somit war mir Meander mehr, doch er hatte nie das Glück von meinem Vater anerkannt zu werden.

69 – 61 v. Chr.

Dank dem Einfluss und dem Reichtum meiner Familie war es Leichtes, unseren Wohlstand zu erhalten und ich wuchs sorgenfrei auf, in den Armen meiner griechischen Amme Helena und meiner Mutter, neben meinem Milchbruder Meander. Helena, auch wenn sie Griechin war – man weiß, dass man Griechen eine besondere Bildung nachsagte – war schlau und gewitzt, auch wenn das niemals zur Schau stellte. Ich war stets umsorgt, doch umgab mich Nähe, wirkliche Nähe von eben dieser Amme. Meine Mutter blieb ein blasses, nichtssagendes Gesicht, doch nur in meiner Erinnerung. Sie starb 68 v. Chr. im Kindbett, bei der Geburt meiner Schwester, die ihr ebenfalls in den Tod folgte. Für mich bedeutete dieser Verlust kaum etwas, denn Helena war es, die zu meiner Mutter geworden war und mich tröstete, wenn etwas geschehen war.
Ich mochte die Geschichten der Gelehrten und ich lauschte ihnen gern. Niemand hielt mich dabei auf und in jeder freien Minuten war ich mit Meander. Andere Freunde gab es kaum, denn die Kinder waren jene der Sklaven und meine Großmutter wünschte keinen Umgang mit ihnen. Sie sagte, es würde den Charakter verderben und das Benehmen. Mein Vater hielt sich viel in Rom auf und ich bekam ihn selten zu Gesicht. Er schrieb Briefe, die Anweisungen beinhalteten, die mich betrafen, damit ich in Zukunft ein gestählter Erbe der Familie würde. Er nannte Helenas Zuwendungen „Verzärteln“ und wünschte sie nicht mehr. Auch meine Großmutter selbst würde übertreiben und sie solle es unterlassen, mir ihre gestreng weibliche Sicht der Dinge aufzuerlegen.
Doch mein Vater weilte nach wie vor nicht Arretium, sondern fern davon, in Rom und so hörte kaum jemand auf diese schriftlichen Worte.

61 – 58 v. Chr.

Mein Hauslehrer war zuweilen ein gnadenloser Mann. Auch Meander hatte unter ihm zu leiden und wir verbrachten mehr Zeit im Haus und über Studien und Übungen als uns lieb war. Ich begann, Segestes zu hassen, der immer mehr Zuwendung von Menodorus erhielt als ich selbst. Im Sommer weilte er nun des öfteren in Arretium, überwachte und kontrollierte die Ländereien und natürlich auch mich. Es war eine schlimmer Zeit für mich, in der ich wenig Freude fand, denn immer schien ich einen Schritt hinter allen anderen zu sein und die freudvolle Erwartung eines Lobes dieses Mannes, die ich verzweifelt gern erfahren hätte blieb aus. Stattdessen war er ein strenger Richter, lobte andere und vor allem Segestes, dessen Mutter er immer noch heimlich liebte. Er liebte diesen Sohn sogar mehr als mich, kam es mit vor, denn er erhielt immer alles Gute, während für mich nur Kritik und Tadel übrig war. Vielleicht sah er in mir seine eigenen Schwächen. Ich wäre zu weibisch und würde zu viel Umgang mit meiner Großmutter pflegen, ich wäre zu träge und nicht wendig genug. Meine Leistungen könnten besser sein und ein Junge würde mehr mit dem Holzschwert trainieren, wolle er ein Heerführer werden. Man beschäftigte sich weniger mit Poesie, sondern vielmehr mit den Belangen des Staates und man müsste hart sein und undurchdringlich, würde man der Herr einer Familie werden wollen. Wachsam und auf der Hut, die Gedanken stets gelenkt und man verkroch sich nicht vor all den Ansprüchen und ihren Konsequenzen in den Armen seiner ehemaligen Amme. Ich konnte ihm nichts recht machen und irgendwann ertappte ich mich dabei, dass ich es nicht einmal mehr versuchte. Ich hasste ihn und noch mehr Segestes.

58 v. Chr.

Caius Cilnius Manilus, mein Großvater starb. Bis ins hohe Alter hinein war er den Legionen gefolgt, ein wahrer Heerführer gewesen.
Zugegeben: Es war nicht mein Schmerz, sondern der meiner Großmutter, denn wie mein Vater war Caius Cilnius Manilus ein Mann, der lieber in der Ferne großen Taten frönte, als seine Zeit bei seiner Familie zu verbringen. Es machte mich bitter, dass es gerade diese großen Heroen, wie ich ihn als einen empfand, lediglich zu ihrer Bestattung heim kehrten und sich betrauen und beweinen ließen. In diesem Zuge veranstaltete man sündhaft teure Leichenspiele und schwang klangvolle Reden, während Klageweiber sich die Haare zerzausten, die Leiber zerkratzten und teuer bezahlte Tränen vergossen. Es war ein Anblick, den ich wohl niemals vergessen werde. Für eine eigene Form der Trauer kannte ich diesen Mann zu schlecht, doch nahm es mich mit, meine Großmutter in einigem Leid zu sehen. Sie war eine würdevolle, strenge Frau, die auch diesen Schicksalsschlag hoch erhobenen Hauptes hinnahm. Auch mein Vater war erschienen und gemeinsam besahen wir uns die Spiele, in dem kleinen Zirkus. Eigentlich hätte ich aufgeregt sein sollen, war es doch das erste Mal, dass ich echte Gladiatoren gegeneinander kämpfen sah. Aufregung jedoch empfand ich nicht, denn ich verstand nicht, warum über einem Grab noch mehr Blut vergossen werden sollte. Auch später waren derartige Spektakel nichts für mich. All der Staub, die Laute des Kampfes, der Lärm tobender Massen und sinnloses Blut. Meine Großmutter versuchte zu erklären, dass die Traditionen dieses Schauspiel verlangten, dass Gladiatoren eben ausgebildet waren für derartige Arenen, doch ich hörte ihr kaum zu. Hielt sie mich für so dumm? Wahrscheinlich war ich dumm, als ich äußerte, dass es mich lediglich störte eine Volksbelustigung abzuhalten, an dem sich der versammelte, niedere Pöbel ergötzte und man ihm diese Spiele als Fraß vor die gierigen Augen warf. Gladiatorenspiele waren für Barbaren und für all jene, deren Verstand für geistige Erheiterung nicht ausreichte. Manipulierbare Massen und weniger wert als der Sand, den man den Kämpfern zu Füßen streute. Meine Großmutter schwieg erschrocken und auch mein Vater, der diese Worte gehört hatte, sagte nichts. Erst am Abend tat er mir seine Meinung kund: Ich sollte meine Zunge hüten und meine Gedanken für mich behalten. Überhaupt sei ich undankbar und wohl selbst nicht würdig sein Sohn zu sein. Überhaupt würde ich der Hand Menvras verweichlichen und es wäre an der Zeit, ein wenig mehr Disziplin zu erfahren. Ich hätte nichts entgegnen sollen, doch ich ließ mich zu einer Bemerkung über unzählige Söhne hinreißen, die unehelichen Sklavinnenschößen entsprangen, was ich bitter bereuen sollte. Es war eine schmerzhafte Erfahrung, die Lehren meines Vater hinzunehmen, denn er schlug mich wie noch nie zuvor in meinem Leben, als wäre ich nicht sein Sohn, sondern vielmehr sein Sklave, ein Hund. Selbst Menvra konnte nicht eingreifen und es entbrandete ein hässlicher Streit, der die Familie zu zerreißen drohte. Meine Großmutter sollte zurück bleiben, während ich ich Menodorus nach Rom folgen sollte, damit aus mir doch schließlich ein Mann würde und kein Weib. Ich vergoss bittere Tränen und folgte widerwillig nach Rom, in die Stadt, in der ich nicht leben wollte.

58 – 53 v. Chr.

In Rom besaß meine Familie ein Anwesen, welches über der Subura, auf halber Höhe des Esquilin gelegen war. Mein Großvater Caius war ein wichtiger Militär der Legionen des Marius gewesen und es war der Familie meiner Großmutter zu verdanken, dass über ihre Verbindungen zu den einflussreichen Familien es möglich war, sich auch einer Politik des Sulla anzunähern. Sie waren reiche Händler und Steuerpächter, verfügten über vielerlei Verbindungen und Heerscharen abhängiger Klienten, die meine Großmutter wohlbedacht zu lenken und zu führen wusste. Sie reiste uns nach Rom nach, um auch weiterhin einwirkend tätig zu sein. Zu ihren Freundinnen zählte Servilia, die Geliebte des Caesar und Mutter des Brutus. Als verhältnismäßig einfache Neubürger aus dem Ritterstand, den mein Großvater mit sich brachte, war das Schicksal unserer Familie schon immer in einer Grauzone zwischen Geld, Einfluss und Macht. Man mag uns wohl allesamt als „graue Eminenzen“ bezeichnen, denn niemanden von uns drängte es auf die offenen Bühnen des politischen Lebens. Letzten Endes waren Weisheit, Philosophie und nicht zuletzt Geld, das was die Geschicke lenkte und wir überließen es anderen, sich auf den Tribünen zu zerfleischen. So kam es dem aufstrebenden, luxusliebenden Caesar nur zupass, dass er sich dank der Unterstützung der Familie vor den Proskriptionen Sullas retten konnte. Der Wechsel in der Politik war ein herber Einschnitt in die Finanzkraft, doch schafften wir es dank einflussreicher Freunde, wie Hortensius, der ein geschickter Advokat, Redner und obendrein verschwendungssüchtiger Mann war, dass wir mit ihm auf die Seite zogen, die nicht der gnadenlosen Verfolgung anheim fielen. Unsere Investionien in Senatoren und Adel zahlten sich schnell aus und auch ein Iulius Caesar verdankte sein Leben unserem Geld auf der Flucht in die Berge nach Tivoli. Eine eher plumpe als geschickte Bestechung seiner Häscher gelang und er konnte fliehen. Damals war er noch nicht wichtig genug, um von dem wachsamen Auge Sullas auch weiterhin verfolgt zu werden.

Für mich spielte es keine Rolle, wer wessen Parteigänger war. Seit ich denken konnte, hatte sich Hortensius aus der Politik zurück gezogen und frönte einem Leben in Luxus, an dem wir nicht selten teil hatten. Mein Großvater, in dem Scharmützel der Verfolgung eines Catalinas in Gallien gefallen genoss großes Wohlwollen bei Hortensius Hortalus und seiner Familie und auch meine Großmutter verstand es, sich diese Freundschaft warm zu halten. Caesar begann seine Laufbahn, der dank der Fürsprache meines Vaters in den Stand eines Pontifex Maximus erhoben worden war und neuerlich zerfiel die Republik schnell wieder in Bürgerkrieg.
Das alles war der Hintergrund für mein Lernen, bei weisen griechischen Lehren, die für teures Geld erstanden worden waren und auch der große Hortensius selbst ließ es sich nicht nehmen, mich zu unterrichten. Schließlich verbrachte die meiste Zeit in seinem Haus, sah in ihm fast einen Onkel und vergaß über die Genüsse, welche das Lernen letzten Endes doch mit sich brachten beinahe, dass es noch andere Menschen gab. Doch es gab sie. Meander zum Beispiel, der noch immer treu an meiner Seite weilte und die schulische Laufbahn brachte es mit sich, auch andere in meinem Alter kennen zu lernen. Octaivan war einer von ihnen. Spross aus der Seitenlinie der Iulier. Ich empfand ihn als cleveren Kerl von ungemeiner Steifheit und ein wenig zu stolz für seine Abstammung. Sein Freund Agrippa erhielt wiederum meine Verachtung. Überhaupt verachtete ich viel, fast alles, bis auf Hortensius, die Blüte dieses stinkenden Sumpfes, der Rom für mich war. Meine Stimmungen und Launen waren streckenweise unerträglich und sie hoben sich nicht, als mein Vater es für sinnvoll erachtete, körperliche Ertüchtigung auf den Lehrplan zu setzen, der von mir forderte mit den anderen Jugendlichen Militär zu spielen und im Dreck des Marsfeldes zu wühlen. Ich hasste die grausame Brüllerei aufschneiderischer Ausbilder, die selber nur aus dem Schmutz irgendeiner Insula entflohen waren, um anderen zu zeigen, wie denn Unrat von Nahem aussieht. Ich wusste es: Unrat trug einen leidlich polierten Helm, hatte schiefe Zähne, ein hervorspringendes Kinn und ein Organ, welches den Donner Iuppiters an Lautstärke übertraf. Disziplin des Soldatentums. Für mich war sie ebenso lächerlich wie verabscheuungswürdig.

Mich faszinierte Epikur und die Idee von Platons Idealstaat. Legenden, Mythen und Poesie reizten mich und nicht zuletzt der Luxus hatte es mir angetan, den ich als selbstverständlich empfand. Oft kam es zu Disputen zwischen meiner Großmutter und meinem Vater, der mich als weichlich und weibisch bezeichnete, was er allein auf den Einfluss meiner Großmutter zurückführte. Doch ich war es selbst, der das Leben genoss und nun neuerlich zerrissen, zwischen äußerer Repräsentation und meinem eigenen Wollen, meinem tiefen Hass, meiner Trauer und den Sehnsüchten hin und her taumelte. Ich ließ es über mich ergehen, was die Tugenden von mir verlangten, nur um mich dann umso mehr auf die Musen zu stürzen, die mich heimsuchten und von denen ich feststellte, dass sie mit Hilfsmitteln eher bereit waren, einem Dichter zu Willen zu sein. Dieses Mittel hieß Opium und es war ebenso berauschend, wie sein süß klingender Name. Doch ich tat noch mehr, um mich zu erfreuen.

Ich scharte Freunde und Bekannte um mich, sammelte süßen Luxus auf den Märkten der Stadt, die mir bald vertraut waren und gab mich in jeder freien Minute dem schönen Leben hin, wie Caesar, wie Hortensius, in üppig blumiger Schwelgerei. Ich hing an den Lippen des Hortensius und sog dessen Meinungen förmlich auf, ich freundete mich sogar mit einem niedrig geborenen Mann an, der sich Publius Vergilius Maro nannte und überschüttete ihn mit Aufmerksamkeit für seine Poesie. Auch brachte ich sogar dem windigen Hund Cicero Bewunderung entgegen, doch schloss ich mich auch hier der Meinung meines Vorbildes an. Öffentliches Sprechen war mir selbst jedoch so fremd wie der Wunsch auf dem Schlachtfeld für die Ehre mein Leben zu lassen.
Stattdessen widmete ich mich in meinen ernsthaften Stunden den Gesetzen des Handels und des Geldes und wohl als erster meiner Familie sagte ich nicht vorbehaltlos den Göttern zu, sondern machte mich auf die Suche nach Verbündeten aus Fleisch und Blut. Die Zeiten waren zu verworren und die göttlichen Zeichen zu mannigfach. Sie waren nur ein Vehikel, um menschlichen Willen durchzusetzen. Götter? Ja, sie gibt es, doch sie haben keinen Einfluss auf das menschliche Schicksal. Nur auf den Willen, an den Schwache und Minderbemittelte glaubten. Dennoch war es mir ein Vergnügen, den Manen und Laren des Hauses zu opfern, als endlich der Moment erreicht war, an dem ich die Zeichen der Kindheit ablegen durfte: Die Bulla, die ich jahrelang um den Hals getragen hatte. Statt zu hassen legte ich die Toga eines jungen Mannes an und belächelte heimlich den Greis, zu dem Menodorus nach und nach wurde. Mein Leben verbesserte sich zunehmend, nicht zuletzt auch durch die Anwesenheit meiner Großmutter, die gemeinsam mit mir in unserem Anwesen weilte, während der weise Patron der Familie Caesar und seinen Gefolgsleuten weiterhin gute Ratschläge ins Ohr träufelte. Nun war ich freier, zumindest fühlte ich mich so.



Ab 53 v. Chr.

Casear begann einen Krieg in Gallien und mächtige, graue Finanziers war unser Schicksal schnell an das Seine gekoppelt. Neben Unterstützung brauchte er vor allem eins: Geld. Nachdem er seine eigene Familie bereits an den Rand des Ruins getrieben hatte, waren wir die nächsten, die ihn zu den säumigen Schuldnern rechnen konnten. Doch etwas anderes als Stillhalten gab es nicht. Hortalus verstarb 50 v. Chr. und verfügte sein Erbe testamentarisch an seine Familie, die Valerier und seiner Tochter Hortensia. Doch bevor diese auch seine Schulden erben konnten, fielen uns einige Kleinods seines Besitzes zu. Ländereien und Villen und Neapel und Baiae, sowie anderen Städten, Marmorbrüche und diverse Latifundien im Latinum. Diese verdankte er selbst den Proscriptionslisten des Sulla und schon zu seinen Lebzeiten hätte er nie ein Wort darüber verloren. So auch nicht gegenüber seiner Familie. Marcus Valerius Rufus und sein Sohn Corvinus gehörten zu meinen Bekannten, letzter nannte sich schon immer mein Freund, wobei ich selber ihn nie als derartigen schätzte. Ich wähle meine Freunde mit bedacht und vertraue niemals leichtfertig. So etwas kann schnell in den Abgrund führen. Als Iulia, die Großmutter des Octavian starb, hielt Thurinus eine flammende Leichenrede in der Stadt und es war wohl das erste Mal, dass ich Octavian wirklich wahrnahm. Ich hatte ihn bereits bei den militärischen Spielen auf dem Marsfeld kennen gelernt und neben ihn seinen plebejischen Freund Agrippa, den ich wegen seiner hündischen Folgsamkeit sehr schätze, aber gerne aufs Korn nehme, da er nicht mehr als der Enkel eines Sklaven ist. Schnell sah ich mich in den Wirren und dem Auf und ab der Bündnisse als einzige Konstante. Eine Meinung, die meine Großmutter nur zu gerne unterstrich. Träumte Caesar eines Tages in Gallien schlecht, so war es mein eigener Vater, der sagte, dass ein Traum, in dem ein Mann seine eigene Mutter vergewaltigt nur bedeuten kann, dass er der Herrscher über Rom werde. So schmolz die Verbindung noch enger zusammen und unser Bündnis wurde unerschütterlich, da es mein Vater war, der mit seinem Sitz im Senat, jedoch ohne eigene politische Ambitionen einige Nachrichten weiterleitete, die besser in der Reihen der Curie geblieben wären. Wir waren gänzlich zu Anhängern des Caesar geworden und mein Vater verlor sich mehr und mehr im Alter, ehe er vor vier Jahren verschied, ohne seinen "Freund" Caesar wieder zu sehen.

Mein Leid über diesen Verlust hielt sich in überschaubaren Grenzen. Immerhin bedeutete er eine Freiheit, die mehr schätzte, als einen fernen Vater und dessen Ansprüche. Was ich brauchte hatte ich bekommen und was ich selbst an taktischen Ratschlägen benötigte, erhielt ich von meiner alten Großmutter. Auch unternahm ich eine Bildungsreise nach Appollonia, im fernen Griechenland, die ein Jahr dauerte.

Doch selbst dort erhielt ich Briefe mit Ratschlägen. Wie hätte sie anders lauten können, als "Folge Caesar!" Fast kam es mir vor, als würde sie von einem aufgehenden Stern sprechen, der sich als Leitbild über den Himmel zog. Ich ahnte ja nicht, wie ernst es Menvra damit war. An einem Abend nach meiner Rückkehr überredete sie mich, meinem Freund Octavian zu folgen, dessen Mutter Atia ebenfalls eine Anhängerin dieses weisen Rates schien. Octavian war einige Jahre jünger als ich und am besten wäre es doch, wir alle würden nach Gallien ziehen, den jungen Herr begleiten und den guten Mann, der Caesar war mit eigenen Schwertern und Fäusten unterstützen, an jeglichen Stellen, an denen Geld und Einfluss nicht ausreichte. Darüber hinaus gab es eine schlechte Botschaft zu übermitteln, nämlich jene, dass Iulia, Caesars Tochter, im Kindbett verstorben war und der bedauernswerte Pompeius sehr unter diesem Verlust zu leiden schien.
Es war eine üble Erkenntnis, dass sie recht hatte und ich trat die Reise an. Gallien entgegen, mit einem gekauften Tross von Söldnern und einem beengten Gefühl, welches mir die Uniform eines unsinnigen, da viel zu jungen militärischen Führers verschaffte, die so gar nicht zu der Botenrolle passen wollte, die ich übernommen hatte. Das Leder schabte am Hals und der Stoff kratzte und fast ist es lächerlich, dass ich mich allem voran an diesen Umstand erinnerte, noch vor dem betrübten Gesicht, welches der Empfänger meiner Nachricht machte, nachdem er mich in seine herzliche Umarmung geschlossen hatte. Zum Glück es blieb nur ein kurzer Besuch, der nur einige Wochen währte, die es kaum wert waren, die Reise auf sich genommen zu haben. Wie ein großer Mann versicherte ich dem "aufgehenden Stern", die Treue meiner Familie und hinterließ ein beträchtliches Unterpfand, zusammen mit einem Brief der Servilia und meiner Großmutter. Vielleicht hätte ich mich zu dieser Zeit schon an die Rolle eines Boten und diplomatischen Unterhändlers gewöhnen sollen, doch reichte meine Weitsicht damals noch nicht aus.

Acht Jahre kämpfte Caesar, bis es schließlich zum ersten Triumphirat kam. In den Verirrungen um Rom und dem aufgebrachten Pöbel keinen Ansatzpunkt zu bieten, zogen wir uns einer Flucht vor Pompeius und seinen Anhängern gleich, nach Arretium zurück, über das schließlich Caesars Zug über den Rubikon begann. Es war eine frevelhafte Tat, die unserer Gastfreundschaft folgte. Wie ein Schwarm ausgedörrter Heuschrecken waren die Legionen über unsere Stadt hergefallen. Nein, nicht in kriegerischer Handlung, sondern in Einlösung des zuvor versprochenen Unterpfandes. Entzücken beherrschte meine Großmutter und mir blieb nicht viel zu tun, als erneut den Gang eines Nachrichtenüberbringers anzutreten.
Als Botschafter des vermeindlichen Tyrannen höchst selbst kehrte ich vor einigen Tagen nach Rom zurück, um der entsetzten Curie die Nachricht zu überbringen, dass er heim kehren würde. Ein für alle mal. Vielleicht würde er dann zurückzahlen können, was er unserer Familie schuldete, vielleicht würde die ganze Welt eine andere werden. Es wäre dringend erforderlich, denn ich bin der Auffassung, dass sich die Republik überholt hat und tatsächlich ein einziger Mann dem Imperium gut tun würde und es endlich wieder Ruhe geben würde. Nur die Sterne, sie stehen schlecht und das Leben in Rom ist gefährlich geworden!


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Chrisanthos von Ephesus / Marcus Orvicius